der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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50 Jahre Frauenchor Elstra - was für eine lange Zeit

Herbei, ihr Schwestern und Brüder, kommt, singt mit uns frohe Lieder,

folgt über Länder und Meere, und wo es singt und klingt,

da kehr'n wir gerne ein.

So sangen oft die Frauen des Frauenchors Elstra. Und das mit Herzenslust und Leidenschaft.

Und... nun schon 50 Jahre. Ja, Sie haben richtig gelesen. Der Frauenchor Elstra besteht schon 50 Jahre. Liane Mierisch, Heidrun Micklich, Margot Fichte und Edith Gersdorf hatten 1975 die Idee: in Elstra muss es wieder einen Chor geben. Und es gesellten sich 9 weitere Frauen dazu. Musiklehrer Arno König erklärte sich auch schnell bereit, als Chorleiter zu fungieren. Es dauerte nicht lange und die nächsten Mitglieder stießen dazu. Zeitweise waren auch Männer dabei. Doch die verließen den Chor schon bald wieder. Frauenpower muss man halt auch aushalten.

Der Bekanntheitsgrad stieg langsam an. Zunächst gab es kleinere Auftritte in Prietitz zum Frauentag oder dem Tag der Republik oder zur Rentnerweihnachtsfeier. So langsam nahm man auch in Elstra wahr, dass es da so einen Frauenchor gibt.

1985 rief Arno König das Singen am Schwarzenberg ins Leben. Wir wissen, dass dieses Event zu einem großen Erfolg und über die Grenzen von Elstra hinaus sehr bekannt und beliebt wurde. Bis zu 11 Chöre gastierten anlässlich dieses Singens. Letztlich sangen aber stets 6 Chöre zum Schwarzenbergsingen und es sprach sich in ganz Sachsen herum, wie toll es sich hier in dem beschaulichen Städtchen singen lässt. Die Kulisse vor dem Schwarzenberg mit einem bezauberndem Blick weit in die Oberlausitz hinein zog viele Sangeslustige und Zuschauer jedes Jahr von Neuem an. Die Teilnehmer kamen aus Kamenz, Großenhain, Dresden, Zittau, Bautzen, Löbau, Bischofswerda, Rammenau und aus dem Sorbischen. Eine super Verbindung gab es zum Männerchor Ottendorf-Okrilla und dem Haselbachtal.

Nach der politischen Wende 1989 entwickelte sich eine tiefe Verbundenheit, nicht nur in musikalischer Hinsicht, zum Chor in Weddel. Die Kirchgemeide Elstra hatte schon zu Ostzeiten Verbindung zu dieser Gemeinde und so ergab sich nach der Wende eine unvergleichliche, tiefe Freundschaft und Sangespartnerschaft. Gegenseitige Besuche folgten und man fühlte sich sehr miteinander verbunden.

Leider verlor der Chor auf unglaublich tragische Weise ihren langjährigen Chorleiter Arno König. Kantor Rudi Carda sprang ein und leitete den Chor dann bis 1997.

Die Parnerschaft zum Chor aus Weddel entwickelte sich über regelmäßige Treffen, wo gemeinsam geübt und gesungen wurde, zu einer innigen Freundschaft, von der auch noch heute gezehrt wird.

Als dann 1997 Rudi Carda nicht mehr als Chorleiter zur Verfügung stand, war guter Rat teuer. Aber, das Glück verließ den Chor nicht. Ein junges Paar zog es nach Elstra und Jaqueline Elst übernahm. Sie war ausgebildete Posaunen- und Klavierlehrerin. Anspruchsvoll ging es ab dann weiter. Zu den Chorproben und zu den Auftritten. Sie führte den Chor zu Höhen, von denen die Sängerinnen bislang nur geträumt hatten. Ins Repertoire kam auch Internationales. So sang man auf Englich, Italienisch, Französich, was sich für die meisten zunächst höchst seltsam und kaum aussprechbar anhörte. Aber, schließlich wächst der Mensch mit seinen Aufgaben. Der Chor feierte das Mozartjahr mit Liedern und Kostümen aus jener Zeit. Unvergesslich der Auftritt in der Elstaer Kirche.

Der Chor war auch zu den Heimatfesten in den Festumzügen präsent und zeigte sich in den unterschiedlichen Kostümen, die von Edith Minkwitz genäht waren. Mit den Bauernkostümen überraschte der Chor auch den Maler Otto Garten. Er war zu Tränen gerührt und bedankte sich vielmals für diese Ehre.

Ein Höhepunkt im Leben des Chores war der Riesenerfolg beim Chorwettbewerb in Spremberg mit Chören aus Brandenburg und Sachsen. Hier belegte unser Frauenchor aus Elstra den 1. Platz. Ausschlaggebend für diese Platzierung war u.a., dass unsere Mädels ohne Noten und Text frei gesungen hatten. Dank Jaqueline, die zwar ein Quälgeist war, aber nur das Beste im Sinn hatte, was sich hier auszahlte.

2012 verließ dann Jaqueline den Chor und zog weiter zu neuen Herausforderungen. Die Frage stand im Raum, wie soll es weiter gehen?

Es ging weiter. Ingrid Simmang erklärte sich bereit, die Chorleitung zu übernehmen. Alle waren glücklich. Die Lieder, die sie für den Chor heraussuchte, waren schön und alle hatten großen Spaß am Singen und an den Auftritten, die nun nicht mehr so häufig waren, aber trotzdem von allen mit großer Leidenschaft wahrgenommen wurden. Leider erkranke Ingrid schwer und 2021 musste der Chor von Ingrid für immer Abschied nehmen.

Doch wieder gab es am Horizont einen Sonnenstrahl. Vera Tamas sagte: „Ich mach's“. Und so probt der Elstraer Frauenchor einmal im Monat im Sportlerheim. Auftritte gibt es nun fast keine mehr. Jedoch lässt es sich der Chor nicht nehmen, mindestens zweimal im Jahr im Pflegeheim Elstra einen musikalischen Gruß zu überbringen.

Am 04. Oktober 2025 feierten die Frauen des Chores mit ihren Angehörigen und Gästen ihr 50jähriges Bestehen. Wie? Natürlich mit einem kleinen Programm, bestehend aus den beliebtesten Liedern. Die Generalprobe war, nun ja wie es halt bei Genaralproben ist, noch nicht optimal, aber zum Auftritt klappte alles perfekt. So wie es sich gehört.

Leider geht es dem Elstraer Frauenchor wie vielen anderen Traditionsvereinen. Es fehlt am Nachwuchs. Das ist sehr schade, beeinträchtigt jedoch nicht die Sangesfreude. Und so hört man einmal im Monat im Sportlerheim, wie sich die Sängerinnen einsingen und je nach Anlass und Jahreszeit die schönsten Lieder mit immer noch glasklaren Stimmen gesungen werden.

Autoren: Helga Putzke und Martina Höhn