der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Das "Kühne Tal"

Im Januar 2023 fragten wir, wer etwas zum "Kühne Tal" weiß. Hierzu schrieb uns Rolf Mierisch aus Elstra Folgendes:

"Das "Kühne Tal" begann am Ortsausgangsschild gegenüber dem Bauerngehöft von Eberhard Hommel und verlief in westlicher Richtung bis nach Talpenberg zwischen den Bauerngütern von Semmer (heute Rachel) und Hillmann (heute Palmer) hindurch. Die rechte, flachere Längsseite verlief zur Talpenberger Straße. Die andere Seite bildete ein hochgelegener Feldweg mit einer Kirschbaumallee. Es war ein sehr tiefes Tal. Wir Kinder konnten im Winter von den Hängen des Tals mühelos Schneeschuh und Schlitten fahren. So verbrachten wir oft den ganzen Nachmittag bis in die Abendstunden hier, denn uns war der Weg zum Ski laufen bis hinauf zum Schwarzenberg manchmal zu weit. Wenn im Winter viel Schnee lag und es geweht hatte gab es hier große Schneewehen, die in das Tal hinein ragten. Es machte uns viel Spaß, darin herumzuwaten.

Noch bis Ende der 1970er/ 80er Jahre war das "Kühne Tal" (auch Hillmanns Tal genannt) die "Mülldeponie" für die Stadt Elstra. Später wurde hier der Müll mit Erde verfüllt. Auch die damalige LPG lagerte hier Erde von ihrer Sortieranlage ab.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich 1948/49 als Schuljunge mit unseren Lehrlingen jeden Samstag von unserer Firma den Müll der vorangegangenen Woche hergebracht habe. Damals wurde samstags noch bis Mittag gearbeitet, dann die Werkstatt aufgeräumt und danach der Müll der Woche in einer großen Karbidtrommel mit dem Handwagen oder im Winter auf dem Schlitten in das "Kühne Tal" gebracht und dort entsorgt. Damals gab es noch keine staatlich oder kommunal organisierte Müllabfuhr, jeder Haushalt musste seinen Müll und Unrat selbst irgendwohin verbringen.

Auf der Talpenberger Straße zwischen der Hommelschen Bauernwirtschaft (rechts) und den Schrebergärten (links) befanden sich im Winter oft große Schneewehen. Deshalb war es schwierig, über die hohen Schneewehen mit der Karbidtrommel voller Müll auf dem Schlitten bis ins Tal zu kommen. Oft passierte es dann, dass die Karbidtrommel bis nach Talpenberg mehrfach vom Schlitten rutschte und der ganze Müll im Schnee landete. So mussten wir ihn immer wieder einladen. Meistens befand sich dann an Ort und Stelle in der Karbidtrommel nicht mehr viel Unrat und Müll zum Abladen.

Im Mai 1945 wurde ein Teil der Schrottautos der polnischen Armee, die auf der Straße zwischen Dobrig und Rehnsdorf zusammengeschossen wurden, in das Tal gekippt und somit entsorgt. Der andere Teil der Fahrzeuge wurde zum Elstraer Bahnhof transportiert und dort bis zum Abtransport gelagert.

Leider ist der landschaftlich schöne Fedweg abseits der Landstraße und die schöne Kirschbaumallee verschwunden. Vom Tal existiert nur noch eine kleine Senke, die vom Tal noch etwas erahnen lässt. Die Kirschbäume, die man linkerhand der Talpenberger Straße noch sieht, erinnern ein Stück weit an das, was mal war."

Vielen Dank, Rolf Mierisch, für Deine Erinnerungen!