der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Vor 60 Jahren wurde Elstra postamtlich zum Dorf

Die Stadt Elstra hatte stets ein Zweig-Postamt niederster Klasse und durchgängig die üblichen Rundstempel zur Entwertung von der Sachsenzeit bis zum endgültigen „Aus“ einer Posthilfsstelle in Elstra.

Als in der BRD Postleitzahlen eingeführt wurden, ließ man die 2 frei für die „Ostzone“. Beim Versuch, auch in der DDR PLZ einzuführen, scheint man dies erst einmal akzeptiert und genutzt zu haben, es wurde aber bald verworfen und eigene Nummerierungen ausgestaltet.

So wurden bereits 1961/62 in wenigen Kreisen versuchsweise eine Liste mit Landpoststellen generiert, denen Zahlen zugeordnet wurden, so die PLZ 2260 mit 1 bis 95 für den damaligen Kreis Kamenz, danach 1962 Versuchsstempel geschaffen. Unklar ist, durch welche Entscheidung das Postamt Elstra mit der Nr. 5 auf diese Liste der Landpoststellen gekommen ist. Denkbar ist manches, so vom peinlichen Fehler bis hin zum Plan, mit der beabsichtigten Postreform die Kleinstämter zurückzustufen.

Regulärer Schalterstempel ohne PLZ während der Zeit der vorläufigen PLZ 2260

 

Wie es auch gewesen sein mag, das Postamt bekam einen ovalen Landpoststempel, den es aber kaum benutzt haben dürfte, denn der übliche Amts-Dienst lief ja weiter. Über eine erlaubte/geduldete Entwertung innerhalb des eignen Zustellungsbereiches scheint wenig bekannt. Ein sehr seltener Bedarfsbeleg birgt aber ein weiteres Geheimnis. Das kleine Elstra hatte meines Wissens stets nur einen Schalter und ansonsten keine weiteren Postdienste mit eigenem Stempel. Wo/warum ist also die Ortskarte mit dem vorläufigen „Spatelstempel“ entwertet worden, wenn am einzigen Schalter der Rundstempel verfügbar bzw. vorgeschrieben(?) war.

Ortskarte mit Entwertung 2260  5 (eigentlich nicht erlaubt?)

 

Unbekannt ist, ob damals die Landpost-PLZ 2260 für ein städtisches Postamt Bedenken ausgelöst hat. Scheinbar nicht, denn bei den nunmehr offiziellen PLZ ab Herbst 1964 mit 829x ist Elstra sogar zweimal vergeben worden!! Da musste ein grober Fehler passiert sein(!?)

Elstra 8291 als Landpoststelle mit der bisher üblichen 5; bereits August 1964, Kamenz noch ohne PLZ! (Slg. Fichte Kamenz)

Elstra 8292 mit 5 als Postamt einer Stadt unter dem Zustellbereich 829

 

Es wäre also denkbar, dass in Elstra zeitgleich drei Stempel (zwei verschiedene Spatel- und der Rundstempel) mit unterschiedlichem Rechtsstatus verwendet worden sind, Belege werden noch gesucht.

 

Auch aus jüngerer Zeit ist auch etwas Kurioses zu vermelden. Obwohl Elstra weder historisch/sprachlich oder verwaltungsseitig zum Sorbenland gehörte, fertigte man einen zweisprachigen Stempel an und noch dazu mit falscher Schreibweise. Er wurde nach einiger Zeit eingezogen wieder durch den einsprachigen Stempel ersetzt.

ELSTRA 01920 mit falscher Schreibweise

 

Wie man sieht, ergeben scheinbare Kleinigkeiten das „Salz in der Suppe“ eines Heimatgeschichtsforschers.

 

  1. Kretzschmar (Hinweise/Belege erbeten: kretzschmar.gunter@online.de oder 035793 4078)